Mystik des Herzens: Meisterinnen innerer Freiheit by Riedel Ingrid

Mystik des Herzens: Meisterinnen innerer Freiheit by Riedel Ingrid

Autor:Riedel, Ingrid [Riedel, Ingrid]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Fachbücher, Religion & Glaube, Christentum & Theologie, gekauft
ISBN: 3783134935
Herausgeber: Kreuz Verlag
veröffentlicht: 2010-01-02T00:00:00+00:00


Wie führte nun der geistige Weg von der »Vida« bis zu ihrem reifsten Werk von 1577, der »Seelenburg« (Las moradas del Castillo interior, den »Wohnungen der inneren Burg«)?56

In einem Gespräch mit Pater Grazian über das »innere Gebet« klagt Teresa, dass sie sich jetzt nicht besser ausdrücken könne und fügt hinzu: »O wie gut war dieser Punkt doch in dem Buch über mein Leben erklärt, das der Inquisition vorliegt!«57 Das war im Mai 1570 in Toledo. Noch immer lag ihre Lebensbeschreibung, die vida, ohne Echo bei der Inquisition. Als sie sieben Jahre später, am 5.11.1577, nach fünf Monaten des unermüdlichen Schreibens, trotz Ohrensausens und ständiger Unterbrechung durch andere Pflichten, ihr Buch, die »Seelenburg«, fertig zu stellen vermochte, entlockte ihr dies im Rückblick auf die vida, ihren Lebensbericht, einen Freudenruf: »Ich habe sichere Nachricht, dass Don Gaspar de Quivoga, der Großinquisitor von Toledo, dieses Kleinod – die vida – in Händen hat, und dass er voll Lobes darüber ist; er sagt, er werde es erst zurückgeben, wenn er es müde geworden sei. Käme er hierher, würde er ein anderes vorfinden, das es noch übertrifft, denn es ist darin nur die Rede vom »Ihm«. Die Ziselierungen und Farben sind dort noch feiner, denn der Goldschmied war noch nicht so erfahren, als er die erste Arbeit anfertigte. In diesem hier ist der Feingehalt des Goldes größer …, die Steine sind besser gefasst. Auf Geheiß des obersten Glasermeisters ausgeführt, nimmt es sich gut aus, wie man sagt …«58

Die dies niederschreibt, ist die Gleiche, die seinerzeit das Manuskript über die »Gedanken über die göttliche Liebe« auf ein Wort ihres Beichtvaters hin ins Feuer warf. Die Madre ist ihrer Botschaft und ihres Auftrags sicher geworden: »Demütig sein, heißt in der Wahrheit sein«59, so bekennt sie in der »Seelenburg«.

Seelenburg ist ihre Metapher, ihr Symbol für die innerste bergende Wohnstatt des Menschen, in deren Mitte Gott selber wohnt. Zugleich ist diese Burg, wie gesagt, als eine Kugel aus Kristall vorgestellt, ein Ganzheits-Symbol, das jedoch differenzierte Wohnräume enthält, gemäß dem Wort Jesu: »In meines Vaters Haus sind viele Wohnungen…« Im Grunde geht es um nichts anderes, als den Zugang zu den Wohnungen der Seele, in der zugleich »Gott« wohnt, zu finden.

Diese Burg und ihre Wohnungen zu betreten, ist bei Teresa immer ein Geschehen zwischen dem sich sehnenden Menschen und dem ihm entgegenkommenden Gott. Nie löst sie diesen Freundschaftsverkehr, wie sie es nennt, aus der Gegenseitigkeit, so dass nur mehr Gott oder nur mehr die Seele betroffen wäre, immer ist es Kommunikation zwischen der Seele und Gott. Sie bedeutet nicht das Verhältnis des Knechtes, der Magd zum Herrn; auch nicht das des Kindes zum Vater, sondern das der Freundin zum Freund, die verantwortungsvoll miteinander das Wohl und Wehe der Welt bedenken – und das auf dem Höhepunkt der Kommunikation zur Kommunion, zur Liebesbegegnung werden kann.



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